Sonntag, Mai 18, 2008

Diablo - Icaros

DIABLO (v.l.n.r.):
Aadolf Virtanen, Rainer Nigård, Heikki Malmberg, Marko Utriainen

13 Jahre sind seit der ersten Veröffentlichung aus dem Hause DIABLO vergangen, damals noch unter dem Namen DIABLO BROTHERS. In dieser Zeitspanne wurden drei Demos, genauso viele Singles und sechs Alben veröffentlicht. Die letzten beiden Alben - "Eternium" und "Mimic47" - sind technisch wie auch musikalisch in der ersten Liga im Metal-Bereich anzusiedeln. Sie haben sogar im Olympiastadion von Helsinki (Kapazität: 40.000 Personen) für METALLICA eröffnet. Trotz dieser Fakten schafften es DIABLO bei ihrem letzten Auftritt in Deutschland (um genau zu sein in Berlin) gerade mal knapp über 200 Leute zu ziehen.

Ursache? An der Musik liegt es nicht, woran also? Womöglich daran, dass sie in Deutschland kein Label im Rücken haben. Aus diesem Grund liegt mir die am 15. Mai erschienene, aus Finnland importierte und unterschriebene Version des neuen Albums vor. Wann eine Veröffentlichung in Deutschland passiert, steht zu diesem Zeitpunkt in den Sternen.

Wer sich trotzdem zu dem elitären Kreis zählt, von DIABLO schon mal was gehört zu haben, oder sogar die letzten beiden Alben sein oder ihr Eigen nennt, wird überrascht sein vom leicht veränderten Klang von "Icaros". Zwar klingen die Finnen immer noch unverkennbar nach DIABLO, jedoch haben sie die Zeichen der Zeit erkannt und sich teilweise angebiedert. Schwer zu beschreiben, doch teilweise klingen sie wie Finnen, die einen amerikanischen Sound fahren wollen. IN FLAMES, anyone? Wer nicht weiß was ich meine, soll sich bitte "Resign From Life" anhören und sich den Gesang von Anders Friden von "Come Clarity" dazu denken, der Rest erklärt sich von selbst. 

Doch nicht nur von den mittlerweile zum Mainstream-Act verkommenen Nachbarn lassen sich DIABLO inspirieren, auch scheinen sie in letzter Zeit viel AMORPHIS gehört zu haben. Speziell "Tales From The Thousand Lakes", da in gewissen Momenten die Keyboard-Untermalung, wie zum Beispiel bei "Chagrin", arg ins Kitschige abzudriften droht. Dies fällt allerdings nur bei diesem Song negativ ins Gewicht, der Rest des Albums wirkt durch diese zusätzliche Instrumentalisierung erfrischend anders, man möchte sogar sagen dynamischer. Leicht zu veranschaulichen dadurch, dass man sich die Dampfwalze von einem Album "Mimic47" mit einem "luftigeren" Sound vorstellt. Schon sollte der Leser eine ungefähre Ahnung haben, was der Schreiber dieser Zeilen einem suggerieren möchte.

All dieser Neuerungen im Klangbild zum Trotz kann ich eine generelle Entwarnung für Fans geben, es ist immer noch ein Album, wie man es von DIABLO seit "Eternium" erwartet. Der typische Gitarrensound, das versierte, vertrackte Schlagzeugspiel, die manchmal asynchronen Riffs, die melodischen, teilweise pfeilschnellen Leads, sowie die typisch finnische Melancholie bilden erneut das musikalische Fundament einer der besten Bands aus dem ganz hohen Norden. 

Die Texte sind erneut (typisch Finnen eben) melancholisch, einige weisen sogar einen negativen, gar selbstzerstörerischen Charakter auf. So zum Beispiel "Through Difficulties To Defeat", welches die Situation beschreibt, sich die Langeweile in der Einöde mittels starken Alkoholkonsums zu vertreiben. Oder "Hammer", in der eine durchzechte Nacht in einem Kater mündet, der wiederum den Protagonisten in die Schizophrenie zu treiben scheint. Oder auch dem abschließenden "Into The Sea", dass den Protagonisten beschreibt, wie er die ruhige See beobachtet, dabei allen den Mist, den man im Leben gebaut hat Revue passieren lässt und die einzige Möglichkeit, sich dieser Last zu befreien darin sieht, sich in eben jenem See zu ertränken.

Mir ist auch aufgefallen, dass bei diesem Album ein völlig anderes Songwriting statt gefunden hat. Zuvor war es immer so, dass zuerst der Hauptriff gespielt wurde, darauf folgte eine eher ruhigere, klare Gitarrenlinie mit ebenso klarem Gesang, bis es dann wieder heftiger wurde. Das haben sie bis zur Bridge wiederholt und dort dann einen kleinen Break eingebaut, um mit dem Refrain zu beenden. Das wurde diesmal komplett über den Haufen geworfen. Auf "Icaros" ist das mit Abstand beste und abwechslungsreichste Songwriting zu hören, denn man scheut sich auch nicht, einen Breakdown rein zu basteln, welcher wunderbar im Kontext aufgeht.

Wie eingangs erwähnt steht noch kein Termin für eine Veröffentlichung in Deutschland fest, deshalb können besonders Ungeduldige (wie ich) "Icaros" direkt beim Label bestellen. Außerdem versucht eine Hand voll deutscher DIABLO-Fans momentan einen virtuelles Sammelbecken für uns Verstrahlte aufzubauen, ein Besuch auf www.mimic47.de wird also mehr als begrüßt. Da der Betreiber der Seite mit der Band in Kontakt steht, kann man also in Zukunft das ein oder andere exklusive Schmankerl erwarten. 


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