
OPETH (v.l.n.r.):
Fredrik Åkesson, Martin Axenrot, Mikael Åkerfeldt, Per Wiberg, Martin Mendez
Mit "Watershed" beantworten OPETH viele Fragen. Fragen, die seit der Veröffentlichung von "Ghost Reveries" im Jahr 2005 vielen Fans - inklusive mir - Kopfzerbrechen bereiteten. Zum Beispiel, ob OPETH den zu einem Großteil ruhigen und Jamsession-artigen Charakter von "Ghost Reveries" auf dem nächsten Album fortführen und die Death Metal-Anteile sowie Mikael's unverkennbares Knurren immer weiter in den Hintergrund treten würden. Und, ob dies der Tatsache geschuldet war, dass es das erste über Roadrunner Records veröffentlichte Album war, welches unter anderem auch Bands wie NICKELBACK, ATREYU und MADINA LAKE unter Vertrag hat. Was allerdings schnell widerlegt wurde, da "Ghost Reveries" bereits fertig geschrieben war, als OPETH von Roadrunner Records unter Vertrag genommen wurden. Darauf musste die Anhängerschaft einen weiteren (vermeintlichen) Schlag hinnehmen: Gitarrist Peter Lindgren und Schlagzeuger Martin Lopez verließen kurz hintereinander die Band, beide viele Jahre dabei und prägend für den Sound von OPETH. Ersetzt wurden sie durch Martin Axenrot (unter anderem BLOODBATH, WITCHERY, SATANIC SLAUGHTER) am Schlagzeug und Fredrik Åkesson (unter anderem ARCH ENEMY, KRUX, TALISMAN) an der Gitarre. Beide von den Fans "gefürchtet" aufgrund ihres sehr technischen und aggressiven Spiels, welches einen krassen Gegensatz zu der sanften, melodischen Art Lindgren's und der jazzigen, verspielten Art Lopez' bildet. Das OPETH ihren Sound von Album zu Album stets weiterentwickeln, aber dennoch jederzeit nach sich selbst klingen, ist den Fans zwar hinlänglich bekannt gewesen, jedoch befürchteten sie dieses Mal anscheinend ein heftiges, steriles Death Metal-Inferno, welches seines gleichen suchen sollte.
Pustekuchen. Schließlich ist die treibende Kraft (Sänger, Gitarrist und Songschreiber) Mikael Åkerfeldt immer noch an Bord. Und mit ihm steht oder fällt OPETH. Deshalb verwundert es auch nicht, dass "Watershed" eben kein heftiges, steriles Death Metal-Inferno geworden ist, welches seines gleichen sucht. Es könnte mit der Zeit sogar das ambitionierteste, abwechslungsreichste und unterhaltsamste Album seit "Blackwater Park" sein. Selten wie zuvor haben OPETH experimentiert und ihren Sound klarer definiert wie mit "Watershed". Es ist vieles beim alten geblieben, wie zum Beispiel der stete Wechsel zwischen ruhigen Akustikpassagen und diabolischen Death Metal-Riffs mit Mikael's Markenzeichen-Knurren. Oder auch, dass jeder Song eine durchschnittliche Spieldauer von circa sieben Minuten hat. Doch es hat sich auch viel verändert. Etwa, dass das Laut-Leise-Schema auf "Watershed" derart extrem ausgereizt wird, wie selten zuvor. Man möge sich "Porcelain Heart" zu Gemüte führen, welches ich aufgrund dieser Extreme beim ersten Hören als geradezu plump und primitiv empfand, sich im weiteren Verlauf jedoch zu einem richtigen Ohrwurm gemausert hat.
Nicht nur eine Veränderung, sondern sogar eine Neuerung ist, dass einem OPETH-Album keine Songtexte beiliegen. Was kurz vor Veröffentlichung von Mikael in einem Interview noch als Witz aufgefasst wurde, entpuppte sich dann als ärgerliche Wahrheit, als man das Booklet darauf in den Händen hielt. Der Grund? Zu emotional und schmerzhaft seien die Zeilen, die Mikael für "Watershed" schrieb, als dass sie Dritte zu lesen bekommen sollten. Ganz ohne geht es jedoch auch nicht, und so wurden in der normalen sowie in der Spezial-Variante jeweils ein Teil der Texte abgedruckt. Allerdings in codierter Form. Wer sich jedoch etwas bemüht, wird sicherlich keine Probleme haben, den Code zu knacken. Mein CD-Regal schmückt die Spezial-Variante mit DVD, welche in eine einem Briefumschlag nach empfundene Verpackung eingebettet ist. Auf der DVD finden sich die üblichen Verdächtigen wieder, nämlich "Making Of", drei Bonustracks ("Derelict Herds", "Bridge Of Sighs", "Den Ständiga Resan"), sowie das komplette Album in 5.1 abgemischt. "Derelict Herds" ist ein Song aus der Feder von Mikael und Per, kann allerdings bei weitem nicht mit dem mithalten, was regulär auf "Watershed" zu hören ist, da er doch ziemlich langweilt. Das Cover von Robin Trower, "Bridge Of Sighs" ist mein Favorit, "Den Ständiga Resan", ein Cover der ROXETTE-Sängerin Marie Fredriksson, klingt ähnlich wie "Harvest" von "Blackwater Park", allerdings komplett in schwedisch vorgetragen und ohne die Atmosphäre und Klasse von jenem Song zu erreichen.
"Coil", der erste Song, offenbart zu Anfang des Albums Veränderung Nummer Drei, Vier und Fünf, beziehungsweise Premiere Nummer Eins, Zwei und Drei. Es ist der kürzeste Song mit Gesang in der Bandgeschichte, erstmals wird ein Album mit einer Ballade eröffnet und zum ersten Mal gibt sich ein Gastsänger die Blöße. Beziehungsweise eine Gastsängerin, nämlich Nathalie Lorichs, Martin Axenrot's derzeitige Freundin. Ein ungewöhnlicher Start für diese Band, fast nie hat man die Schweden so kompakt und eingängig gehört. Ein starker Kontrast dazu ist der nahtlose Übergang zu "Hessian Peel", dem definitiv härtesten und brutalstem Song dieser Band bisher. Hier kommen auch zum ersten Mal die Einflüsse der Neuzugänge Åkesson und Axenrot zum tragen. Wer auch nur Ansatzweise etwas mit BLOODBATH (unter anderem mit Martin Axenrot und Mikael Åkerfeldt) anfangen kann, wird diesen Song sehr mögen.
Mit "The Lotus Eater" schallt eine weitere Veränderung aus den Boxen. Zum ersten Mal verwenden OPETH Blastbeats in einem ihrer Songs. Und das kuriose ist: Es klingt tierisch abgefahren, wie Mikael mit klarer Stimme zu diesem Blastbeat singt! Im weiteren Verlauf ist auch deutlich das eingangs erwähnte extreme Wechselspiel von laut und leise zu hören. Es fällt auch auf, dass die Keyboard- und Mellotron-Passagen von Per Wiberg dieses Mal nicht nur zur Hintergrunduntermalung dienen, sondern er ab und an auch ein Solo beisteuert. So geschehen zum Beispiel in "The Lotus Eater", welches von Teilen der Anhängerschaft als "Super Mario-Gedudel" abgetan wird.
Der nächste große Aufreger für die Alteingesessenen war die Halbballade "Burden". Von Mikael als sein persönlicher "White Snake-Song" angepriesen, punktet er durch eine hervorragende Gesangsleistung von Mikael, zwei herrlich "käsige" Metal-Balladen-Soli von Fredrik und Per und einem erhobenen Mittelfinger gegenüber Klangperfektionisten am Ende das Songs. Da werden nämlich einfach mal die Saiten während des spielens herunter gestimmt und mit einem herzlichen Lacher nahtlos zu der ersten Single-Auskopplung "Porcelain Heart" übergegangen. Um den Leser nicht weiter mit meinen müden Umschreibungen zu langweilen, schauen wir doch mal, was Herr Åkerfeldt zu dem Song zu sagen hat:
"This song was re-written about 3 times! Fredrik came up with the opening riff and it set the mood for the rest of the song, but some how we had to struggle a little to make it sound just 'right'. I really love this one and it feels like a unique part/song in our discography. Don't know if it's a 'single' per say but it's certainly not a shit track. Enjoy!"
Öhm... ja. Ergänzend dazu möchte ich sagen, dass diese Notiz dem Notenheft von "Porcelain Heart" zu entnehmen ist, welches einer der vielen verschiedenen Variationen von "Watershed" beilag. Außerdem, um etwas expliziter zu werden, versprüht dieser Song einen gewissen Gothic-Vibe und lotet erneut die extreme des Laut-Leise-Schemas aus, wahrscheinlich sogar als extremer als alle Songs auf diesem Album. "Hessian Peel" kann man deshalb als typischen OPETH-Song beschreiben, welcher auch auf "Blackwater Park" seine Daseinsberechtigung gehabt hätte und deswegen dem Otto-Normal-OPETH-Fan auf Anhieb gefallen dürfte. Langsam und stetig steigert dieser Song sich vom Akustik-Intro zu sanften Gitarrenklängen hinauf, bis es in einem wahren (also doch!) Death Metal-Inferno endet. Als Ausklang fungiert "Hex Omega", was am ehesten mit der Stimmung von "Atonment" vom Vorgänger zu vergleichen ist. Zwar wird es hier ab und zu etwas heftiger, im Großen und Ganzen jedoch bestimmt ein entspannter, verträumter Klangcharakter das Bild des letzten Songs.
Es fällt auf, dass ich mir nicht gerade große Mühe gegeben habe, die einzelnen Songs zu beschreiben. Nun, zum einen wollte ich mich kurz fassen und außerdem ist mein Vorrat an Adjektiven sehr beschränkt. Zum anderen lässt sich Musik, die von OPETH im speziellen, kaum in verständliche Worte fassen. Drum zitiere ich einfach einen französischen Dichter um diesen endlos scheinenden Text zu einem abruptem Ende zu führen:

Nicht nur eine Veränderung, sondern sogar eine Neuerung ist, dass einem OPETH-Album keine Songtexte beiliegen. Was kurz vor Veröffentlichung von Mikael in einem Interview noch als Witz aufgefasst wurde, entpuppte sich dann als ärgerliche Wahrheit, als man das Booklet darauf in den Händen hielt. Der Grund? Zu emotional und schmerzhaft seien die Zeilen, die Mikael für "Watershed" schrieb, als dass sie Dritte zu lesen bekommen sollten. Ganz ohne geht es jedoch auch nicht, und so wurden in der normalen sowie in der Spezial-Variante jeweils ein Teil der Texte abgedruckt. Allerdings in codierter Form. Wer sich jedoch etwas bemüht, wird sicherlich keine Probleme haben, den Code zu knacken. Mein CD-Regal schmückt die Spezial-Variante mit DVD, welche in eine einem Briefumschlag nach empfundene Verpackung eingebettet ist. Auf der DVD finden sich die üblichen Verdächtigen wieder, nämlich "Making Of", drei Bonustracks ("Derelict Herds", "Bridge Of Sighs", "Den Ständiga Resan"), sowie das komplette Album in 5.1 abgemischt. "Derelict Herds" ist ein Song aus der Feder von Mikael und Per, kann allerdings bei weitem nicht mit dem mithalten, was regulär auf "Watershed" zu hören ist, da er doch ziemlich langweilt. Das Cover von Robin Trower, "Bridge Of Sighs" ist mein Favorit, "Den Ständiga Resan", ein Cover der ROXETTE-Sängerin Marie Fredriksson, klingt ähnlich wie "Harvest" von "Blackwater Park", allerdings komplett in schwedisch vorgetragen und ohne die Atmosphäre und Klasse von jenem Song zu erreichen.
"Coil", der erste Song, offenbart zu Anfang des Albums Veränderung Nummer Drei, Vier und Fünf, beziehungsweise Premiere Nummer Eins, Zwei und Drei. Es ist der kürzeste Song mit Gesang in der Bandgeschichte, erstmals wird ein Album mit einer Ballade eröffnet und zum ersten Mal gibt sich ein Gastsänger die Blöße. Beziehungsweise eine Gastsängerin, nämlich Nathalie Lorichs, Martin Axenrot's derzeitige Freundin. Ein ungewöhnlicher Start für diese Band, fast nie hat man die Schweden so kompakt und eingängig gehört. Ein starker Kontrast dazu ist der nahtlose Übergang zu "Hessian Peel", dem definitiv härtesten und brutalstem Song dieser Band bisher. Hier kommen auch zum ersten Mal die Einflüsse der Neuzugänge Åkesson und Axenrot zum tragen. Wer auch nur Ansatzweise etwas mit BLOODBATH (unter anderem mit Martin Axenrot und Mikael Åkerfeldt) anfangen kann, wird diesen Song sehr mögen.
Mit "The Lotus Eater" schallt eine weitere Veränderung aus den Boxen. Zum ersten Mal verwenden OPETH Blastbeats in einem ihrer Songs. Und das kuriose ist: Es klingt tierisch abgefahren, wie Mikael mit klarer Stimme zu diesem Blastbeat singt! Im weiteren Verlauf ist auch deutlich das eingangs erwähnte extreme Wechselspiel von laut und leise zu hören. Es fällt auch auf, dass die Keyboard- und Mellotron-Passagen von Per Wiberg dieses Mal nicht nur zur Hintergrunduntermalung dienen, sondern er ab und an auch ein Solo beisteuert. So geschehen zum Beispiel in "The Lotus Eater", welches von Teilen der Anhängerschaft als "Super Mario-Gedudel" abgetan wird.
Der nächste große Aufreger für die Alteingesessenen war die Halbballade "Burden". Von Mikael als sein persönlicher "White Snake-Song" angepriesen, punktet er durch eine hervorragende Gesangsleistung von Mikael, zwei herrlich "käsige" Metal-Balladen-Soli von Fredrik und Per und einem erhobenen Mittelfinger gegenüber Klangperfektionisten am Ende das Songs. Da werden nämlich einfach mal die Saiten während des spielens herunter gestimmt und mit einem herzlichen Lacher nahtlos zu der ersten Single-Auskopplung "Porcelain Heart" übergegangen. Um den Leser nicht weiter mit meinen müden Umschreibungen zu langweilen, schauen wir doch mal, was Herr Åkerfeldt zu dem Song zu sagen hat:
"This song was re-written about 3 times! Fredrik came up with the opening riff and it set the mood for the rest of the song, but some how we had to struggle a little to make it sound just 'right'. I really love this one and it feels like a unique part/song in our discography. Don't know if it's a 'single' per say but it's certainly not a shit track. Enjoy!"
Öhm... ja. Ergänzend dazu möchte ich sagen, dass diese Notiz dem Notenheft von "Porcelain Heart" zu entnehmen ist, welches einer der vielen verschiedenen Variationen von "Watershed" beilag. Außerdem, um etwas expliziter zu werden, versprüht dieser Song einen gewissen Gothic-Vibe und lotet erneut die extreme des Laut-Leise-Schemas aus, wahrscheinlich sogar als extremer als alle Songs auf diesem Album. "Hessian Peel" kann man deshalb als typischen OPETH-Song beschreiben, welcher auch auf "Blackwater Park" seine Daseinsberechtigung gehabt hätte und deswegen dem Otto-Normal-OPETH-Fan auf Anhieb gefallen dürfte. Langsam und stetig steigert dieser Song sich vom Akustik-Intro zu sanften Gitarrenklängen hinauf, bis es in einem wahren (also doch!) Death Metal-Inferno endet. Als Ausklang fungiert "Hex Omega", was am ehesten mit der Stimmung von "Atonment" vom Vorgänger zu vergleichen ist. Zwar wird es hier ab und zu etwas heftiger, im Großen und Ganzen jedoch bestimmt ein entspannter, verträumter Klangcharakter das Bild des letzten Songs.
Es fällt auf, dass ich mir nicht gerade große Mühe gegeben habe, die einzelnen Songs zu beschreiben. Nun, zum einen wollte ich mich kurz fassen und außerdem ist mein Vorrat an Adjektiven sehr beschränkt. Zum anderen lässt sich Musik, die von OPETH im speziellen, kaum in verständliche Worte fassen. Drum zitiere ich einfach einen französischen Dichter um diesen endlos scheinenden Text zu einem abruptem Ende zu führen:
"Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist."
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