Sonntag, April 01, 2007

Opeth - Ghost Reveries

OPETH (v.l.n.r.):
Peter Lindgren, Per Wiberg, Martin Mendez, Mikael Åkerfeldt, Martin Lopez

ROADRUNNER RECORDS ist äußerst produktiv, was das Abschöpfen der Konsumentenrente anbelangt. Deren Produktpolitik hat die sogenannten "Special-" oder auch "Limited Editions" hervorgebracht. Diese erscheinen circa ein Jahr nach der offiziellen Veröffentlichung eines Albums und enthalten meist Boni wie "Behind The Scenes", "Making Of", "Liner Notes", erweitertes oder auch ein völlig anderes Artwork und/oder auch Bonustracks. Ein "Hurra!" auf die Anglizismen, ein "Buuuh!" auf ROADRUNNERs Produktpolitik. Perfider kann man den Die-Hard-Fan nicht um sein Geld erleichtern. Ironischer Weise ist dieser Plan bei mir aufgegangen, da ich mich zu selbigen zähle. Allerdings bereue ich den Verkauf meiner "normalen" "Ghost Reveries"-CD nicht, da es hier "value for money" gibt.

Die Liste an Extras ist lang und lobenswert, denn der Fan kriegt das, was er verlangt: Mehr Opeth für mehr Geld. Angefangen beim DEEP PURPLE-Cover "Soldier Of Fortune", einem neuen Album Cover, welches wie ein in der Hosentasche herumgeschleppter Leder Einband aussieht, über zusätzliche hervorragende Illustrationen von Travis Smith bis hin zu dem 24-Seiten starken Booklet. In welchem neben den Songtexten, Bildern und Danksagungen nun auch persönliche Anekdoten von Mikael Åkerfeldt vorzufinden sind. Ein großes Schmankerl bildet auch die DVD, welche neben einem 5.1 Mix von "Ghost Reveries" und der geschnittenen (auf einer DVD?) Version von "The Grand Conjuration" außerdem einen circa 40 minütigen Einblick in den Studio- und Tour Alltag von Opeth gibt. Interessant ist, dass Lopez' angeschlagene Gesundheit während der Arbeit am Album und zu dessen Tour Erwähnung findet, welcher 2006 offiziell durch Martin Axenrot ersetzt wurde.

Die zweit schönste Sache an Opeth sind nach der Musik die Texte. Auch wenn Herr Åkerfeldt behauptet hat, dass dies kein Konzept Album sei, lässt sich dennoch ein Konzept ausmachen. Ich möchte und kann auch gar nicht zuviel verraten von dieser Geschichte, aber es geht grob gesagt um folgendes: Den inneren Konflikt eines Menschen, welcher seine Mutter umgebracht hat, während er/sie besessen war. Jeder einzelne Song wird mit einem Bild passend zur Thematik porträtiert und entfaltet sein Potenzial am meisten, wenn man die jeweiligen Texte dazu mitverfolgt. Und am auch wirklich jedes Detail der abwechslungsreichen Songs zu erfahren, empfehle ich "Ghost Reveries" über Kopfhörer zu genießen.

Die durchschnittlich acht Minuten langen Songs brillieren durch die besondere Atmosphäre, die in jedem Song "mitschwebt". Da sind zum einen die wütenden Riff- und Double Bass-Attacken, die durch Mikaels' unverkennliche Growls an zusätzlicher Härte gewinnen ("Ghost Of Perdition", "The Baying Of The Hounds", "The Grand Conjuration"). Zum anderen völlig entspannte, "Jam Session"-artige Momente ("Beneath The Mire", "Atonement"), bei denen Mikaels' klares Singorgan einem einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt ("Hours Of Wealth", "Isolation Years", "Soldier Of Fortune"). Doch lassen sich all diese Punkte nicht von einander abgrenzen, da sie in den Songs zu einer Einheit verschmelzen. Stimmt, ziemlich schwammig beschrieben. Darum sollte man es vorzuziehen, sich selbst ein Bild zu machen (legale Möglichkeiten zum Reinhören weiter unten).

Zu bemängeln habe ich an "Ghost Reveries" lediglich eines: "The Grand Conjuration" wirkt manchmal etwas eintönig und unnötig in die Länge gezogen auf mich. Allerdings tritt dieser Höreindruck nur in unregelmäßigen Abständen in Erscheinung, weswegen man diesem Kritikpunkt nicht weiter Beachtung schenken sollte. Mein Fazit: Ein anfangs schwer zugängliches Album, welches aber durch wunderbar heftige und ruhige Momente mich zu einem echten Fan der Band gemacht hat und damit eine der bedeutendsten Platten aus dem Jahre 2005 für mich ist.

http://www.opeth.com ::: http://www.myspace.com/opeth

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