Mittwoch, April 11, 2007

Slipknot - Vol. 3: (The Subliminal Verses)

SLIPKNOT (v.l.n.r.):
James Root, Paul Gray, Chris Fehn, Joey Jordison, Shawn Crahan, Corey Taylor, Sid Wilson, Craig Jones, Mick Thompson

Stagnation bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch, dass eine bestimmte Variable kein Wachstum erfährt. Diese Variable ist für mich "Iowa" von SLIPKNOT. Es klang zwar fetter und extrem wütender, aber im Endeffekt war es nichts anderes, als das selbst betitelte Werk, welches genauso viel Lärm und Hass aus den Boxen feuerte. Zwar in gesteigerter Form, aber (in meinen Ohren) nicht anders. Das völlige Gegenteil dessen ist "Vol. 3: (The Subliminal Verses)". Hier zeigen, beziehungsweise lassen die neun maskierten Musiker hören, dass sie zu mehr fähig sind, als wahllosem Rumgebolze. Einen nicht kleinen Teil dazu wird Produzent Rick Rubin beigetragen haben, der bereits vielen namhaften Interpreten ein interessantes Soundgewand verpasst hat.

Das Artwork des Albums, für das sich Pausenclown Shawn Crahan verantwortlich zeigt, entspricht dem Charakter der Band: Ekelhaft, krank und etwas neben der Spur. Man könnte es in etwa wie ein kleines Fotoalbum aus der Aufnahmephase von "Vol. 3: (The Subliminal Verses)" betrachten: Hier haben wir die neun Herren auf einem Gruppenfoto vereint, dort in hübschen Einzelaufnahmen und zwischendrin noch ein paar schöne Illustrationen von dem Haus, in dem nicht nur das Album, sondern auch diese Bilder aufgenommen wurden. All dies ist in den oben genannten Charaktereigenschaften optisch umgesetzt worden. In die selbe Optik sind auch die Songtexte eingebettet, bei denen man sich nicht zwischen der vertikalen und der horizontalen Lage entscheiden konnte. So ist das Verhältnis 50:50. Genau wie die Musik. Die umschmeichelt den Hörer einerseits mit sanften und melodiösen, andererseits aber auch mit verdammt schnellen und brettharten Momenten. Ein weiterer Hinweis darauf ist die Gestaltung der CD, die auch einen "SLIPKNOT-Player" bereit hält, mit welchem man Zugriff auf exklusive Musik, Videos, Downloads und vieles mehr hat. (Es handelt sich hierbei nicht um einen Re-Release, sondern um das Original aus dem Jahre 2004.)

Bevor wir uns allerdings mit dem instrumentalem auseinandersetzen, möchte ich zuvor die Thematik um das gesprochene Wort auf diesem Tonträger näher erläutern. Diese stellt Momente im Leben dar, die kritischer und negativer Natur sind. Da die Texte sehr viel Freiraum für Interpretationen lassen, möchte ich mich nicht festlegen, dass es in diesem Song um das und in dem anderen um jenes geht. Meiner Meinung nach handelt zum Beispiel "Vermillion" von Bessenheit, "Duality" davon, dem Alltag mittels Selbstzerstörung zu entfliehen, "Pulse Of The Maggots" ist ganz offensichtlich eine Hommage an die Fans und "Before I Forget" handelt davon, das jemand nur auf sich aufmerksam mittels Selbstentzündung machen kann. Generell spielen der Tod und gesellschaftliche Aspekte auf diesem Album eine große Rolle. Vor allem die Art, wie die Texte verfasst sind, lassen sicherlich die eine oder andere unangenehme Erinnerung in einem aufkeimen. Wie einen Virus. Es zerfrisst dich von innen heraus.

Ergänzend dazu frisst sich der vertonte Wahnsinn vom Ohr angefangen bis in die Gehörgänge hinein. Wie ein (blut)roter Faden zieht sich durch das gesamte Album eine bedrohliche, verzweifelte, melancholische und wütende Atmosphäre, in der vereinzelt so etwas wie Hoffnung aufschimmert. Diese äußert sich in "Circle", "Vermillion", "Duality" oder auch dem abschließenden, vom Klavier begleiteten "Danger - Keep Away". Neben dem herrlich traurigen "Circle" weiß auch "Vermillion Pt.2" - welches nur von Akustikgitarren begleitet wird - mittels Corey Taylor's einzigartiger Stimme zu fesseln und zu überraschen. Vom Gegenteil kann er den geneigten Hörer auch überzeugen. Nämlich wenn er einem die Texte so wütend und schnell um die Ohren haut, als gäbe es keinen Morgen mehr. So zum Beispiel in "The Blister Exists", "Three Nil", "Opium Of The People", "Welcome", "Pulse Of The Maggots" und "The Virus Of Life", bei denen man die Stimmenbänder schon förmlich reißen hören kann. Diese verschmelzen zu einem Klangteppich aus gekonnt eingesetzten Double Bass-Attacken, groovenden Rock- und Metalriffs und psychotisch schreienden Gitarrenleads.

Sollte man in die Verlegenheit kommen, sich intensiver mit diesem Album auseinander zu setzen, könnte das womöglich einem Besuch beim Seelenklempner (mit musikalischer Penetration) gleich kommen. Auf "Vol. 3: (The Subliminal Verses)" geht es vor allem um die Kriege, die wir Tag für Tag mit uns selber kämpfen müssen. Das können riesige Schlachtfelder sein, oder eine kleine Auseinandersetzung. Das können Kraft spendende Feuerpausen sein, oder die unbequeme Wahrheit, dass die Munition alle ist. Ein großartiges Stück Musik, dass seine Wirkung vollends entfaltet, wenn man sich auf diesen Besuch einlässt.

http://www.slipknot1.com ::: http://www.myspace.com/slipknot1

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