
DEATH (v.l.n.r.):
Chuck Schuldiner, Gene Hoglan, Bobby Koelble, Kelly Conlon
Wie schafft man einen Klassiker? Warum sind Alben wie METALLICA's "Master Of Puppets", PANTERA's "Cowboys From Hell", SLAYER's "Reign In Blood", IRON MAIDEN's "Number Of The Beast" oder AMORPHIS' "Tales From The Thousand Lakes" tief in den Köpfen von Musikliebhabern der härteren Gangart verankert? Vielleicht aufgrund gerissener Vermarktungspolitik? Wohl kaum, ein Gros der eben genannten Veröffentlichungen wurde "lediglich" durch die - vom Internet ausgerottete - Tapetrader-Szene populär. Und erlangten nicht zuletzt aufgrund dieser minimalistischen Verbreitungsmethode Kultstatus, sondern auch durch das, was damals aus dem Kassettenrekorder schallte. Lange, komplex aufgebaute Songs ("Master Of Puppets"), dämonische Schnelligkeit und kompromisslose Härte ("Reign In Blood"), Double Leads ("Number Of The Beast") und ungewöhnliche Instrumentalisierung ("Tales From The Thousand Lakes") sind Dinge gewesen, die man bis dato nicht gehört hatte.

Auch "Symbolic" ist ein Klassiker. Jedoch weitaus weniger populär als die eben genannten Werke. Nicht bezogen auf die Metal-Szene, doch fragt man den Otto-Normal-Hörer nach IRON MAIDEN, METALLICA oder SLAYER, werden ihm/ihr diese Namen geläufig sein. Die vermeintlich geringe Popularität ist darauf zurückzuführen, dass DEATH Mitbegründer und Namensgeber eines Genres sind, dass Aussenstehende lediglich als Krach deklarieren würden: Death Metal. Merkmale wie gutturaler Gesang, hohe technische Präzision seitens der Instrumentalisierung, vertrackte Rhythmen und Taktwechsel sprengen nunmal jedem normalen Musikkonsumenten das Hirn.
Doch seit dem Genredefinierendem "Scream Bloody Gore" sind weitere Klassiker wie "Leprosy", "Spiritual Healing", "Human", sowie "Individual Thought Patterns" erschienen. Dabei ließ sich eine deutliche Entwicklung feststellen. Instrumental weiterhin sehr technisch, traten vermehrt melodische Nuancen in den Vordergrund und Chuck entfernte sich nach und nach vom Rumgekeife der alten Tage hin zum klarem Gesang. Auch die Texte handelten nicht mehr von Splatterthemen, sondern wurden nachdenklicher. Auf "Symbolic" hört man einen Chuck Schuldiner, der intelligente und zutiefst berührende Ansichten über die Vergänglichkeit des Lebens preisgibt.
Dabei driftet er nicht ins Kitschige ab oder langweilt mit abgedroschenen Phrasen. Er beschreibt Kindheits-Erinnerungen an eine unschuldige, unbekümmerte Zeit. Aber auch die Frage des Lebens, welchen Sinn hinter unserem Handeln steckt und welche Ziele wir vor Augen haben. "Symbolic" ist ein Album, welches trotz technischer Riffs und agressivem Double Bass-Gebrauch, welche dennoch sehr akzentuiert eingesetzt wird, auf emotionaler Ebene zutiefst berührt. Jeder kann nachvollziehen, wovon Chuck singt, denn es sind authentische, glaubwürdige Worte.
Mit der lyrischen Melancholie geht auch die melodische Begleitung der Songs einher. Wunderschöne, zugleich depressive, schwermütige Harmonien erschaffen einen klanglichen Charakter, der "Symbolic" einen hohen Wiedererkennungswert gibt. Es sind die Melodien und Riffs in Songs wie dem Titelsong, "Zero Tolerance", "Empty Words" und dem bewegenden "Crystal Mountain", ach, es sind einfach alle Songs, bei denen mir bei jedem Hören schwer ums Herz wird, weil Chuck Schuldiner viel zu früh von uns ging. 1999 wurde bei ihm ein Gehirntumor diagnostiziert, jedoch war Chuck nicht krankenversichert. Trotz Spenden und Benefizveranstaltungen begab es sich am 13. Dezember 2001, dass die finanziellen Ressourcen aufgebraucht waren und Chuck aus dem Krankenhaus entlassen werden musste. Wenige Stunden darauf verstarb er.
"I close my eyes
And sink within myself
Relive the gift of precious memories
In need of a fix called innocence"
Aus dem Titelsong vom Album "Symbolic"
1 Kommentar:
Gut geschrieben. Vielleicht ein bisschen weit ausgeholt - ist aber wohl Geschmackssache. Bin gespannt auf mehr. :)
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