Josh Gilbert, Phil Sgrosso, Tim Lambesis, Nick Hipa, Jordan Mancino
Ein Ozean zwischen uns. Eine schier unglaubliche Menge an Wasser, welche zwei Seelen voneinander trennt. Das Herz von der Pein des Auseinander seins gebeutelt, das Gemüt mit dem stechenden Schmerz der Sehnsucht erfüllt. Der Verstand muss eingestehen, dass diese Hürde, dieser Ozean, unüberwindbar ist. Das Auge erfasst den endlosen, schnurgeraden Horizont. Irgendwo hinter diesem Horizont, geschaffen von Naturgewalten, ist das, was wir suchen, um glücklich zu werden. Werden wir Opfer auf uns nehmen, um unser Ziel zu erreichen? Oder werden wir weiterhin tatenlos den Wellen zu sehen, wie sie ein aufs andere mal am Ufer zerbersten und hoffen, dass sich schon etwas ergibt? Sind wir unseres Glückes eigener Schmied, oder lassen wir Andere für uns die Entscheidungen treffen?

Das dritte Album der Truppe aus San Diego durchlebt all diese Gedanken und Emotionen, bietet Höhen und Tiefen, Sieg und Niederlage, wie im richtigen Leben. Solange man den Mut hat, sich darauf einzulassen. AS I LAY DYING haben mit diesem Album einen großen Schritt nach vorne getan, der ihnen in der Metalszene viel Anerkennung verschaffen wird. Wer hätte von einer Band, die das Genre Metalcore gleichermaßen geprägt wie definiert hat, ein solches Album erwartet? Statt vorhersehbarer Breakdowns und dem monotonem Brüllgesang von Tim Lambesis herrschen hier Facettenreichtum, Spielfreude und Abwechslung. Auf "An Ocean Between Us" hat sich sein Gesang nicht wesentlich verändert, doch klingt seine Stimme nun deutlicher und dynamischer. Den Part des klaren Gesangs übernimmt nun Bassist Josh Gilbert, da Clint Norris seine Erfüllung woanders sucht. Erstgenannter meistert diese Aufgabe mit Bravour und entpuppt sich als wahre Bereicherung für die Band.
Natürlich haben AS I LAY DYING dem Metal nicht komplett den Rücken gekehrt, hier gibt es nämlich immer noch voll auf die Zwölf. So zum Beispiel im ersten Song "Nothing Left", welcher vom instrumentalen "Separation" eingeleitet wird, und neben einer markanten Hookline auch einen herrlichen Mitgröhl-Refrain bietet. Auch der Titelsong treibt sich in martialischen Gefilden umher und beweist im Refrain nicht nur, dass die Jungs geile Ohrwürmer schreiben können, sondern auch, wie fantastisch Josh Gilbert singen kann. Damit der Hörer nicht zu sehr ins träumen bei den wunderschönen Refrains gerät, holt ihn "Within Destruction" in Form eines musikalischen Abrisskommandos wieder aus dem Delirium zurück. Leicht und unschuldig wie ein Tag am Meer, dabei doch so heftig wie die Winde des Ozeans und so traurig wie ein gestrandetes Tier ist "Forsaken", auf welchem Herr Gilbert seine beste Gesangsleistung gibt. Wieder einmal kommt das Heftig-Ruhig-Schema zum Einsatz, denn "Comfort Betrays" wartet mit Gedonner vom Feinsten auf, bis "I Never Wanted" fast gänzlich ruhige Töne anschlägt. Um ein vielfaches depressiver als "Forsaken" und ein weiteres Mal ist es Neuzugang Gilbert, der dem Song das besondere Etwas verleiht. Vor allem der Schlussteil ist der bisherige emotionale Höhepunkt des Albums. Hier sind ganz, ganz großartige Musiker zugange, dich sich endlich von den Ketten ihrer musikalischen Vergangenheit befreit haben.
Der Hörer wird ein weiteres Mal aus dem Schwärmen gerissen. Und ehe man sich versieht, fegte bereits das wuchtige "Bury Us All" binnen weniger Minuten über einen hinweg. Länger und melodischer ist da "Sound Of Truth", welches wieder gnadenlos gute Hooks ohne Ende liefert, was neben der Lead-Fraktion vor allem den Refrain betrifft. Meistens sind rein instrumentale Muskelspiele auf Alben schmückendes Beiwerk und werden mit einem anerkennenden "Wow" abgetan, doch "Departed" ist da anders. Noch nie hat mich tapping so sehr berührt, wie in diesem Song. Der pure Wahnsinn. Den Tränen nahe, verpasst mir "Wrath Upon Ourselves" mit dem urplötzlichen Einsatz von heftigen Riffs, wütendem Schlagzeugspiel und heftigstem Rumgekeife seitens Lambesis' fast einen Herzinfarkt. Auch hier ist wieder der melodische Refrain dank Gilbert eine Ohrenweide, der bei "This Is Who We Are" ein letztes Mal demonstriert, wozu seine Stimmbänder in der Lage sind. Nachdem seine letzen Worte verklungen sind, geleitet eine traurige, sanfte Pianomelodie den Hörer aus diesem tobenden Ozean hinaus.
Das Unwetter ist vorüber, das Salz des Meeres brennt in den Augen. Der rund gewaschene Sand des Strandes umschmeichelt samten Arm und Bein, die Möwen singen ihr Lied. Das sanfte Brechen der Wellen klingt dumpf in den Ohren, eine klare Brise zerzaust das noch nasse Haar. Und das erste, was die schmerzenden Augen sehen, ist der Strand, der einst in so weiter Ferne zu sein schien.
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