Donnerstag, April 19, 2007

Porcupine Tree - Fear Of A Blank Planet

PORCUPINE TREE (v.l.n.r.):
Richard Barbieri, Steven Wilson, Colin Edwin, Gavin Harrison

Wenn man berücksichtigt, dass die ARD mit ihrer Kampagne "Kinder sind Zukunft" das Augenmerk der Öffentlichkeit mehr auf die zukünftigen Rentenzahler lenken will, könnte PORCUPINE TREE's neuestes Album zu keinem besseren Zeitpunkt erscheinen. Das Thema ist das gleiche, jedoch wird auf "Fear Of A Blank Planet" ein wesentlich düstereres Bild dieser Zukunft gezeichnet. Mastermind Steven Wilson hat ein beeindruckend bedrückendes, vielschichtiges und episches Klangbild dessen geschaffen, wie er die intellektuelle Verrohung der kindlichen Psyche mittels einer gewaltigen Informationsflut durch das Internet und anderen Medien sieht. Sinnbildlich dafür sind die Illustrationen im Booklet und vor allem das, in blaues Licht getauchtes, Kind auf dem Cover, wessen Augen einen Einblick in sein Innerstes gewähren. Die absolute Leere.

Eingeläutet von einem einprägsamen Lick auf der Akustikgitarre beginnt die musikalische Momentaufnahme des kindlichen Alltags mit dem Titeltrack "Fear Of A Blank Planet". Dieser ist, obgleich in überspitzter Form, inhaltlich repräsentativ für das Album. Musikalisch eher weniger, dazu aber später mehr. Die typischen PORCUPINE TREE-Riffs treffen hier auf psychedelisch wabernde Gitarrenklänge und druckvolle Soundwände, welche von dezent eingesetzten Synthezisereffekten ergänzt werden. Diese umhüllen den von Langeweile und Drogenexzessen gezeichneten Alltag der Kids, welche selbigen ohne die permanente Penetration vom Flimmern des Fernsehers, der Omnipräsenz von Sex, dem X-BOX-Gott und der Einnahme von den kleinen bunten Pillen wohl nicht zu überstehen glauben. Die "Mutter ist eine Schlampe" und der Vater hat jeglichen Versuch der Kommunikation mit dem eigen Fleisch und Blut aufgegeben. Beide können nicht verhindern, dass man als Einzelgänger seine über proportional zur Verfügung stehende Freizeit am liebsten mit einer geklauten Pistole totschlägt. Oder totschießt.
Wie eingangs erwähnt, trifft dieses Szenario am ehesten die Thematik des Albums. Allerdings ist dieser Song - trotz seiner knapp achteinhalb Minuten - der "kompakteste" auf dem Album. Der Rest des Albums bedarf womöglich einiger Anläufe, bis es seine "Sperrigkeit" verliert.

"My Ashes" kündigt sich mit melancholisch klirrenden Effekten und einer kurz darauf einsetzenden, traurig klimpernden Akustikgitarre an. Akzentuiert eingesetzte Streicher verleihen dem Song eine zusätzliche, aber nicht aufgesetzt wirkende Dramatik, welcher das geistige Innenleben der Kinder umschreibt. Dieses ist von den Problemen der Eltern, Erinnerungen an andere Zeiten, Isolation und dem vergessen des Kind seins geprägt. Einer der ruhigsten Songs auf dem Album, welcher trotz manchmal kitschig anmutender Gesangslinien nicht in die Kategorie Ballade gesteckt werden sollte, da es hier nicht um die schönen Dingen im Leben geht, sondern um die totale Vereinsamung inmitten der eigenen Familie.

"Anesthetize" bietet mit seinen fast 18 Minuten (!) die komplette Bandbreite der musikalischen Potenz dieser Band, ohne auch nur eine Sekunde zu langweilen. Um diesen Epos augenscheinlich mehr Struktur zu verleihen, hat man es in drei fiktive Teile unterteilt, in musikalischer, wie in textlicher Hinsicht.

Teil Eins beginnt mit einem treibenden Schlagzeug und wird begleitet von hie und da erklingenden Xylophon-Akzenten. Steven Wilson's anklagender Gesang erfährt später Unterstützung durch eine von Effekten verzerrte Gitarre und schafft somit eine eigenartige, leicht beklemmende Atmosphäre, welcher man sich nicht zu entziehen vermag. Diese gewinnt durch das herrliche Solo von RUSH-Gitarrist Alex Lifeson an zusätzlicher Intensität. Dem nicht unähnlich ist die Handlung dieses "ersten Aktes". Sie geht Hand in Hand mit dem, was "My Ashes" bereits ansprach. Das eigene Kind dient hierbei als Ventil für die eigenen Probleme, muss sie hinnehmen und auf den eigenen Haufen Sorgen schaufeln, doch möchte es seinem Unmut Luft verschaffen, heißt es nur: "Shut up, be happy, stop whining, please."

Von dem Gewicht der Sorgen erdrückt, sucht dieses Kind Erleichterung in den Weiten der Fernsehlandschaft. Mit dem folgenden Konsum von MTV und diversen Tabletten kann es dem Rausch der Lethargie noch intensiver frönen. War dies noch nicht genug Ablenkung, schlurft er/sie wie ein Zombie durch die Läden im Einkaufszentrum, vollgepumpt mit nichtigen Informationen und Drogen. Der Übergang zum fiktiven zweiten Teil dieses Opus' ist fließend. Er präsentiert sich in Form eines von rechts nach links wabernden Riffs, begleitet von entspannten Ambient-Synthesizerklängen, welche ein jähes Ende durch ein donnerndes Riff finden. Im diesem "zweiten Akt" erreicht die vorherrschende dramatische Stimmung ihren Höhepunkt und gipfelt in einem auditiven Vulkanausbruch, als ein mehr als zehn Sekunden andauerndes Inferno an rasantem Metalriffs und sauschnellem Doublebassgeknatter den Weg zum dritten und letzten Teil dieses Kernstücks auf "Fear Of A Blank Planet" ebnet.

Es ist die Ruhe nach dem Sturm. Ein Tag fernab von jeglichen medialen Einflüssen. Ein Tag am Meer. Sonnenschein. Die Lichtstrahlen brechen auf der Wasseroberfläche, während sie das Wasser erwärmen. Wellen brechen an der Küste und es weht eine warme Brise... Diese Szenerie wird durch entspanntes Schlagzeugspiel, hypnotische Xylophon-Klänge, einem warmen Basslauf und Wilson's luftig-leichtem und doch melancholischem Gesang vor dem eigenen geistigen Auge verdeutlicht. So schön diese Arrangements und Wilson's Stimme klingen mögen, so traurig ist auch das Ende von "Anesthetize".

"Sentimental" handelt von dem Gedanken, den womöglich jeder von uns als Kind, wie auch als Erwachsener gehabt hat, bzw. haben dürfte: "I never wanna be old". Der nachdenkliche Charakter und das sphärische Klangbild dieses Songs setzen diesen Gedanken auf imposante Art und Weise in Szene, üben sich aber bei der Umsetzung in Bescheidenheit und "erdrücken" somit den geneigten Hörer nicht mit seiner Fülle. Malträtiert durch die Selbsterkenntnis, droht die Seifenblase der Zerstreuung zu zerplatzen.
Zum einen drängt sich das Bedürfnis nicht älter zu werden in dem von Selbstzweifeln geplagten Kindern auf. Zum anderen zweifelen sie daran, ob die Pillen (stellvertretend für MTV, Pornografie, Musik, Drogen, Diebstahl) tatsächlich hilfreich sind und sie ihr Leben damit verschwendet haben. Ruhig und verträumt beschreibt der Refrain, wie die mürrischen, gelangweilten und berauschten Kinder versuchen, jeden Tag in diesem Zustand einfach "wegzuwischen" bzw. "wegzuwünschen" (die englische Sprache lässt nun mal viel Raum für Interpretationen).

Am Abend: Von inneren Konflikten gebeutelt, wandert das Kind gedankenversunken an den Bahnschienen entlang. Eingetaucht in das orange Licht der untergehenden Sonne, lässt es sich vom iPod berieseln. Genervt vom Mitgefühl und der Fürsorge der Eltern, verwischt es seine Spuren und träumt von einem "Way Out Of Here". PORCUPINE TREE schaffen es mit Leichtigkeit, das Szenario des Song so authentisch im Kopf des Hörers zu rekonstruieren, wie sie es zuvor im letzten Abschnitt von "Anesthetize" getan haben. Die Delay-Sounds der Gitarre und der emotionale, fast bombastische Refrain kreieren ein authentisches Bild dessen, wie sich der Protagonist fühlen muss. Ganz großes Ohrenkino.

Der letzte Song, "Sleep Together", spielt nicht nur mit dem Laut-Leise-Schema, sondern auch mit der Zweideutigkeit des Textes. Ob es hier um den erholsamen Schlaf im eigenen Bettchen, oder den Matratzensport geht, diese Entscheidung sei jedem selbst überlassen. Für übereinstimmendes Erstaunen hingegen sorgen die dramatisch-bombastischen Streicher, welche dem Refrain den nötigen Druck verleihen und dem Album einen imposanten wie bedrückenden Abschluss verleihen.

"Fear Of A Blank Planet" ist eine großartige, aber auch erschütternde Momentaufnahme der Jugend, die von der schier unermesslichen Informationsflut des 21. Jahrhunderts maßgeblich geprägt ist. Es ist ein Fluch und gleichzeitig ein Segen. Wohin das hinführen wird, ist ungewiss...

http://www.porcupinetree.com :::
Fear Of A Blank Planet-Microsite :::
Video zu "Fear Of A Blank Planet"

Mittwoch, April 11, 2007

Slipknot - Vol. 3: (The Subliminal Verses)

SLIPKNOT (v.l.n.r.):
James Root, Paul Gray, Chris Fehn, Joey Jordison, Shawn Crahan, Corey Taylor, Sid Wilson, Craig Jones, Mick Thompson

Stagnation bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch, dass eine bestimmte Variable kein Wachstum erfährt. Diese Variable ist für mich "Iowa" von SLIPKNOT. Es klang zwar fetter und extrem wütender, aber im Endeffekt war es nichts anderes, als das selbst betitelte Werk, welches genauso viel Lärm und Hass aus den Boxen feuerte. Zwar in gesteigerter Form, aber (in meinen Ohren) nicht anders. Das völlige Gegenteil dessen ist "Vol. 3: (The Subliminal Verses)". Hier zeigen, beziehungsweise lassen die neun maskierten Musiker hören, dass sie zu mehr fähig sind, als wahllosem Rumgebolze. Einen nicht kleinen Teil dazu wird Produzent Rick Rubin beigetragen haben, der bereits vielen namhaften Interpreten ein interessantes Soundgewand verpasst hat.

Das Artwork des Albums, für das sich Pausenclown Shawn Crahan verantwortlich zeigt, entspricht dem Charakter der Band: Ekelhaft, krank und etwas neben der Spur. Man könnte es in etwa wie ein kleines Fotoalbum aus der Aufnahmephase von "Vol. 3: (The Subliminal Verses)" betrachten: Hier haben wir die neun Herren auf einem Gruppenfoto vereint, dort in hübschen Einzelaufnahmen und zwischendrin noch ein paar schöne Illustrationen von dem Haus, in dem nicht nur das Album, sondern auch diese Bilder aufgenommen wurden. All dies ist in den oben genannten Charaktereigenschaften optisch umgesetzt worden. In die selbe Optik sind auch die Songtexte eingebettet, bei denen man sich nicht zwischen der vertikalen und der horizontalen Lage entscheiden konnte. So ist das Verhältnis 50:50. Genau wie die Musik. Die umschmeichelt den Hörer einerseits mit sanften und melodiösen, andererseits aber auch mit verdammt schnellen und brettharten Momenten. Ein weiterer Hinweis darauf ist die Gestaltung der CD, die auch einen "SLIPKNOT-Player" bereit hält, mit welchem man Zugriff auf exklusive Musik, Videos, Downloads und vieles mehr hat. (Es handelt sich hierbei nicht um einen Re-Release, sondern um das Original aus dem Jahre 2004.)

Bevor wir uns allerdings mit dem instrumentalem auseinandersetzen, möchte ich zuvor die Thematik um das gesprochene Wort auf diesem Tonträger näher erläutern. Diese stellt Momente im Leben dar, die kritischer und negativer Natur sind. Da die Texte sehr viel Freiraum für Interpretationen lassen, möchte ich mich nicht festlegen, dass es in diesem Song um das und in dem anderen um jenes geht. Meiner Meinung nach handelt zum Beispiel "Vermillion" von Bessenheit, "Duality" davon, dem Alltag mittels Selbstzerstörung zu entfliehen, "Pulse Of The Maggots" ist ganz offensichtlich eine Hommage an die Fans und "Before I Forget" handelt davon, das jemand nur auf sich aufmerksam mittels Selbstentzündung machen kann. Generell spielen der Tod und gesellschaftliche Aspekte auf diesem Album eine große Rolle. Vor allem die Art, wie die Texte verfasst sind, lassen sicherlich die eine oder andere unangenehme Erinnerung in einem aufkeimen. Wie einen Virus. Es zerfrisst dich von innen heraus.

Ergänzend dazu frisst sich der vertonte Wahnsinn vom Ohr angefangen bis in die Gehörgänge hinein. Wie ein (blut)roter Faden zieht sich durch das gesamte Album eine bedrohliche, verzweifelte, melancholische und wütende Atmosphäre, in der vereinzelt so etwas wie Hoffnung aufschimmert. Diese äußert sich in "Circle", "Vermillion", "Duality" oder auch dem abschließenden, vom Klavier begleiteten "Danger - Keep Away". Neben dem herrlich traurigen "Circle" weiß auch "Vermillion Pt.2" - welches nur von Akustikgitarren begleitet wird - mittels Corey Taylor's einzigartiger Stimme zu fesseln und zu überraschen. Vom Gegenteil kann er den geneigten Hörer auch überzeugen. Nämlich wenn er einem die Texte so wütend und schnell um die Ohren haut, als gäbe es keinen Morgen mehr. So zum Beispiel in "The Blister Exists", "Three Nil", "Opium Of The People", "Welcome", "Pulse Of The Maggots" und "The Virus Of Life", bei denen man die Stimmenbänder schon förmlich reißen hören kann. Diese verschmelzen zu einem Klangteppich aus gekonnt eingesetzten Double Bass-Attacken, groovenden Rock- und Metalriffs und psychotisch schreienden Gitarrenleads.

Sollte man in die Verlegenheit kommen, sich intensiver mit diesem Album auseinander zu setzen, könnte das womöglich einem Besuch beim Seelenklempner (mit musikalischer Penetration) gleich kommen. Auf "Vol. 3: (The Subliminal Verses)" geht es vor allem um die Kriege, die wir Tag für Tag mit uns selber kämpfen müssen. Das können riesige Schlachtfelder sein, oder eine kleine Auseinandersetzung. Das können Kraft spendende Feuerpausen sein, oder die unbequeme Wahrheit, dass die Munition alle ist. Ein großartiges Stück Musik, dass seine Wirkung vollends entfaltet, wenn man sich auf diesen Besuch einlässt.

http://www.slipknot1.com ::: http://www.myspace.com/slipknot1

Montag, April 09, 2007

Roadrunner United - The Allstar Sessions

ROADRUNNER UNITED (v.l.n.r.):
Robb Flynn, Matt Heafy, Joey Jordison, Dino Cazares

Zu viele Köche verderben den Brei. Bei diesem Brei, der auf den Namen "The Allstar Sessions" hört, handelt es sich um über 50 (!) Köche, die zugange sind. Dieser schmeckt nicht gerade schlecht, doch ich habe auch schon weitaus besseren gegessen. Jedoch weiß dieser vor allem durch seine Einzigartigkeit zu bestechen. Denn da man selber immer noch am Besten weiß, was man am aller liebsten mag, hat sich Roadrunner Records kurzerhand zum 25-jährigen Bestehen selbst beschenkt. Aus gegebenem Anlass könnte man nun schlussfolgern, dass es sich hierbei um eine Ansammlung einiger Hits von allen - bei besagtem Label unter Vertrag stehenden - Bands handelt, plus eine schmucke DVD mit den dazu gehörigen Videoclips. So weit, so falsch. In der Tat haben (fast) alle Roadrunner-Schützlinge bei dieser CD mitgewirkt, allerdings wurde diese Thematik mit einem sportlichen Hintergedanken angegangen:

Wir haben vier Teams, also auch vier Team Captains, die da wären: Robb Flynn von MACHINE HEAD, Jungspund Matt Heafy von TRIVIUM, Joey Jordison von SLIPKNOT und Kugelbauch Dino Cazares (ex-FEAR FACTORY, ex-BRUJERIA). Jedem Team stehen mehr als ein Dutzend Musiker zur Verfügung, um in Eigenregie Songs für "The Allstar Sessions" einzuspielen. Wie dies von statten ging, kann man auf der beiliegenden DVD begutachten. Diese ist informativ und unterhaltsam, allerdings hätte man etwas länger auf jedes Team eingehen können, wir leben schließlich im DVD-Zeitalter. Es sei auch gesagt, dass nur Musiker aus dem Hartwurst-Bereich mitgewirkt haben, denn mit NICKELBACK hätten sich weder Roadrunner selbst, noch ihren Fans einen Gefallen getan. So sind unter anderem die üblichen Verdächtigen von SLIPKNOT, SEPULTURA, KILLSWITCH ENGAGE, CRADLE OF FILTH, CHIMAIRA, KING DIAMOND, TYPE O NEGATIVE, SOULFLY, MACHINE HEAD, ANNIHILATOR, FEAR FACTORY, ILL NIÑO, und so weiter dabei.

Kann da überhaupt was Hörbares rauskommen? Es kann. Im Großen und Ganzen zumindest. Fangen wir doch mit dem an, was man in den Händen halten kann. Auf den Inhalt der DVD bin ich bereits eingegangen. So bekommt nun das Booklet die Ehre, dass es Erwähnung findet. Neben den üblichen Lobhudeleien der Musiker (In diesem Fall nur die der Team Captains) am Ende des Booklets und der Nennung der jeweiligen Musiker, die am jeweiligen Song mitgewirkt haben, gibt es einen kurzen Steckbrief von einem Großteil der Interpreten mit hübschem Bildchen dazu. Auf den ersten acht Seiten des Booklets geht es grob gesagt um die Idee, Organisation und Umsetzung des Projektes und wie toll die Team Captains das finden. Das Cover besticht durch seine Dreifarbigkeit und ein cooles Logo, dass ich mir gut auf meiner Jacke und anderen Kuttenträgern vorstellen könnte. Schaut man sich nun die Rückseite der Hülle an, wird man die Zahl 25 ausmachen können. Soso, ein Trikot in CD-Form. Und wer trägt alles ein Trikot? Richtig, eine Mannschaft. Da ist nicht nur Teamgeist darin, sondern auch darum!

Bekanntlich ist das Gute daran das Gute darin. Und hier ist einiges "darin". So zum Beispiel der Ruhepol des Albums, "Roads", in dem Mikeal Åkerfeldt's (OPETH) Stimme eine Gänsehaut die nächste jagt. Auch groovende Dampfwalzen wie "The Dagger", "The Enemy" oder "No Mas Control" halten mit ihren Qualitäten nicht hinterm Berg. Erst recht nicht melancholisch-moderne Stücke wie "The End" und "Army Of The Sun", oder der epische Rausschmeißer "Enemy Of The State", welcher durch Fantasiesprache überrascht! Für die SLIPKNOT-Fans ist ein besonderes Schmankerl dabei, könnte doch "The Rich Man" direkt von den Männern mit den Gummimasken selbst beigesteuert worden sein (kein Wunder, Corey Taylor ist am Mikro). Freunde von leichteren, poppigeren Klänge sollte man diese CD nicht ans Herz legen, allerdings ist für dieses Klientel auch etwas dabei, in Form von "Tired 'N Lonely", "No Way Out" und "I Don't Wanna Be (A Superhero)".

Von dem anfangs genannten verdorbenen Brei kann bei "The Allstar Sessions" nicht die Rede sein, doch die Geschmäcker sind verschieden. Es wäre wünschenswert gewesen, neben dem achtseitigen Roman über die Entstehungsgeschichte dieses Projektes auch die Songtexte abzudrucken, schließlich kann ich mir ersteres bereits auf der DVD ansehen. Unvermeidbarerweise ist durch die verschiedenen Künstler ein bunte Mischung aus allem entstanden, was Metal und Hard Rock zu bieten hat. Auf Kosten der Homogenität. Es ist zum Beispiel so, dass man direkt nach einem Nu Metal- einen poppigen Rock-Song und danach eine Nummer mit Gekeife und Blastbeats zu verdauen hat. Das sorgt für einen bitteren Beigeschmack, wird aber aufgrund der innovativen Idee nicht zum Nachtisch degradiert, sondern kann ruhigen Gewissens als Hauptgericht serviert werden.

http://www.roadrunnerrecords.de/artists/RoadrunnerUnited ::: http://www.myspace.com/rrunited

Montag, April 02, 2007

Megadeth - Rust In Peace

MEGADETH (v.l.n.r.):
Marty Friedman, Dave Mustaine, Nick Menza, David Ellefson

Es sprach nicht viel dafür, mir "Rust In Peace" zu kaufen. So hörten sich die MEGADETH-Songs und vor allem die Soli, die ich zuvor auf "The System Has Failed" gehört habe, richtig geil an, doch war Mustaine's Stimme der reinste Graus für mich. Dies änderte sich, als ich bei einem einschlägigen Videoportal auf den Song "A Tout Le Monde" stieß. Seit dem weiß ich das musikalische Schaffen der Band sehr zu schätzen. Einen großen Teil dazu trug das folgende Album bei, welches nicht umsonst von so manchen als deren bestes gehandelt wird.

Obgleich ich mir wenige Alben von MEGADETH zu Gemüte geführt habe, sticht "Rust In Peace" weit aus dem hervor, was ich bis jetzt gehört habe. Dennoch knapp hinter "Youthanasia", warum, erfährt man weiter unten. Doch braucht sich "Rust In Peace" nicht vor diesem Album zu verstecken, denn hier bekommt man was für seine 9,99€ geboten!

Angefangen beim aufgepäppelten Cover, den einführenden Worten Mustaine's im Booklet, bis hin zu dem zusätzlichen Song "My Creation" und den Demos von "Rust In Peace... Polaris", "Holy Wars...The Punishment Due" und "Take No Prisoners". Der zusätzliche Song ist zwar kurz und relativ belanglos, aber klingt verdammt fett. Dave hat die Beschreibung der Demos treffend formuliert (irgendwie... logisch), darum werde ich nicht näher darauf eingehen, außer zu bemerken, dass sie eine nette Dreingabe sind, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Textlich werden hier einige Themen abgearbeitet. Da wären zum Beispiel Krieg, beziehungsweise das Militär ("Holy Wars...The Punishment Due", "Hangar 18", "Take No Prisoners"), Drogenmissbrauch ("Poison Was The Cure", "Tornado Of Souls") und Songs, die für sich selbst stehen. "Songs, die für sich selbst stehen?!" Ja, ich habe keine Ahnung, worum es in "Lucretia" und "Dawn Patrol" geht. Um meinen Mangel an Interpretationsvermögen zu überspielen, bleibt mir lediglich die Kommentare, dass "My Creation" von Frankensteins Braut handelt und Lucretia die Tochter des Spurius Lucretius Tricipitinus und Gattin des Collatinus aus der königlichen Familie der Tarquinier ist. Nicht übel, oder?

Weg von der Klugscheißerei, hin zur Musik. Die verbirgt ihren Facettenreichtum nicht vor dem aufmerksamen Hörer, der mit Ohrwurm-Riffs ("Holy Wars...The Punishment Due", "Hangar 18", "Five Magics", "Tornado Of Souls", "My Creation") und zahlreichen wie schnellen Soli ("Hangar 18", "Five Magics", "Tornado Of Souls") belohnt wird. Lediglich "Dawn Patrol" stinkt mit eintöniger Langeweile völlig ab und hat, wenn man das Album von Anfang an gehört hat, den Effekt einer Vollbremsung. Schade, das gibt Abzüge in der B-Note. Ungeachtet dessen ein sehr gutes Album, welches durch teils wahnwitziges Tempo, Spielfreude und ausgezeichnete Qualität zu beeindrucken weiß.

http://www.megadeth.com ::: http://www.myspace.com/megadeth

Sonntag, April 01, 2007

Fear Factory - Transgression

FEAR FACTORY (v.l.n.r.):
Burton C. Bell, Raymond Herrera, Byron Stroud, Christian Olde Wolbers

Ein Hauptgrund, warum ich dem Genre Metal so verfallen bin, sind diese vier Herren. Anno 2003, oder lass es noch früher sein, hörte ich zum ersten Mal richtig böse Musik mit richtig schönem Gesang und fand das richtig gruselig. Ja, genau. "Linchpin" hatte mir damals ein wenig Angst eingejagt. Und lange konnte ich es mir auch nicht anhören, da meine Ohren solch metallische Klänge noch nicht gewohnt waren. Fast ein halbes Jahrzehnt später schreibe ich nun diese Zeilen und werde mich über deren aktuellstes Werk "Transgression" auslassen.

Um der Tradition der "echten" Studio-Alben treu zu bleiben, handelt es sich auch hier wieder um ein Konzept-Album. Das Thema: Der Augenblick und die Folgen eines Atomangriffs. Dieser wird visuell nicht unansehnlich, aber auch nicht besonders spektakulär dargestellt. Auf dem Album Cover prangen wie gewohnt die beiden "F" von FEAR FACTORY, auf welche die Beschreibung "futuristisch zerfetzt" zutreffen dürfte. Außerdem liegt dem Album eine DVD mit eher fragwürdigem Inhalt bei, auf welcher sich das komplette Album in "erweiterter" Qualität, sowie ein unspektakuläres "Making Of Transgression" befindet. Desweiteren Musikvideos von "Transgression", "Spinal Compression" und "Moment Of Impact". Musikvideos schreibt der?! Nun, keine typischen Musikvideos. Man sieht die Band zwar spielen, hört aber die Songs von der Platte und wird dazu mit Stroboskop-Dauerfeuer penetriert.

Die Zeit, die man mit der Herstellung dieser DVD vergeudet hat, hätte man lieber in die Musik investieren sollen. Trauriger weise ist auch eines der Markenzeichen von FEAR FACTORY mit diesem Album verschwunden, nämlich dieser wie eine Schreibmaschine, kalt und steril klingende Schlagzeug-Sound. Was bei anderen Bands unpassend und schlecht klingen mag, hat zu FEAR FACTORY dazu gehört wie der Blechtonnen-Klang auf "St. Anger". Ohne klingt es einfach... anders. Doch ich möchte nicht alles schlecht reden. Einige Lichtblicke bietet dieses Album dann doch. So zum Beispiel die Refrains, bei denen Burtons wunderbare, elektronisch verzerrte Stimme zum Vorschein kommt ("540,000° Fahrenheit", "Contagion", "Supernova"). Oder auch "Echos Of My Scream", die Über-Ballade schlechthin, bei der seine Stimme scheinbar unbearbeitet aus den Boxen klingt, welche melancholisch von Streichern untermalt wird. Doch FEAR FACTORY wären nicht sie selbst, wenn es nicht auch voll auf die Zwölf geben würde, so zum Beispiel in "Transgression", "Spinal Compression", "Empty Vision" oder auch "Moment Of Impact" (!). Doch Songs wie "Supernova", das U2-Cover "I Will Follow" und das KILLING JOKE-Cover "Millenium" wollen so gar nicht herein passen. Sie klingen einfach zu weich gespült.

Generell ist der Sound sowie die Atmosphäre auf dem Album eher zurückhaltend, auch wenn hie und da einige großartige Momente auszumachen sind. Doch damit sollten sich die vier Herren nicht zufrieden geben, denn sollten sie diesen "neuen" Weg weiter gehen, können sie vielleicht nicht mehr auf ihre große Fangemeinde zählen. Die kann zwar immer noch die alten Alben hören und diese Songs auch live genießen, doch was nützt einem das, wenn Herr C. Bell (auf der Bühne) stimmlich nur noch am Rande seiner Möglichkeiten arbeitet? Mal sehen, was die Zukunft* bringt...

*Die Zeit, von der man spricht, wenn man in der
Gegenwart mit einem Problem nicht fertig wird.
Walter Hesselbach

http://www.fearfactory.com ::: http://www.myspace.com/fearfactoryofficial

Mastodon - Blood Mountain

MASTODON (v.l.n.r.):
Troy Sanders, Brann Dailor, Bill Kelliher, Brent Hinds

"Die Mastodonten stellen eine ausgestorbene Gruppe der Rüsseltiere dar, die drei Familien umfasst, die Gomphotherien (Gomphotheriidae), die Echten Mastodonten (Mammutidae) und die Stegodonten (Stegodontidae). Sie lebten im Tertiär und im Quartär und waren über alle Kontinente mit Ausnahme Australiens verbreitet."

Auch wenn man die gleichnamige Band keiner dieser drei Gruppen zuordnen kann, würde ich sie am ehesten den "Echten Mastodonten" zuordnen. Denn das folgende Album ist echt abwechslungsreich, echt gut und echt abgefahren. Die Rede ist von "Blood Mountain". (Mittlerweile haben sie sich auch schon in Australien "verbreitet".)

Es handelt sich hier nicht um ein Album mit Musik darauf im traditionellen Sinne. Es ist eher eine vertonte Geschichte, die von Elementen des modernen Metal fundamentiert, einer gehörigen Schlagseite Rock ummantelt und einer Prise Chaos garniert ist. Diese Geschichte erzählt von der Reise zum "blutigen Berg", auf welcher einem allerlei Kuriositäten und Hindernisse begegnen. Angefangen bei Wächtern mit Blümchen-Geweih, über Labyrinthe, die von riesigen Zyklopen im Auge behalten werden (der war gut, nicht?), über Höhlen mit blutsaugenden Fliegen bis hin zu erbarmungslosem Schneegestöber.

Das Album Cover und auch das restliche Artwork des Booklets gehen Hand in Hand mit der Musik. Andererseits würde dieses Album auch nur halb so viel Spaß machen, da viele der abgebildeten Zeichnungen einen besseren Einblick in das Geschehen dieser Reise geben. Zumindest versuchen sie es. Denn auch wenn viele Texte die Handlung umschreiben, so scheitern doch einige bei selbigem Vorhaben. Selbst mit fortgeschritten Englischkenntnissen dürfte es so manchem schwer fallen, diverse geistige Ergüsse nachzuvollziehen. Ein kleiner Wermutstropfen, welcher jedoch nicht sehr schwer ins Gewicht fällt. Dennoch bleibt mir trotz der Bilder und Texte "Bladecatcher" ein Rätsel.

Womit wir beim Kern des Albums angelangt wären. Der Musik. Diese donnert einem nach wenigen Sekunden äußerst flott und mit den unverkennbaren Stimmen Troy Sanders' und Brent Hinds' entgegen ("Wolf Is Loose"). Sehr passend, wir befinden uns schließlich auf der Flucht und da sollte man doch auf die Tube drücken. Auf unserem weiterem Weg werden wir von schweren Riffs ("Crystal Skull"), von schnellen Riffs ("Circle Of Cysquatch") und auch von sonderbaren Riffs ("Bladecatcher") begleitet. Zudem ist die äußerst variantenreiche Schlagzeugarbeit von Brann Dailor in jedem Song präsent und besonders hervorzuheben. Und nicht nur die Felle werden auf wundersame Weise malträtiert. Die Lead-Fraktion darf sich ruhig selbst auf die Schulter klopfen, denn was in "Cappilarian Crest", "Circle Of Cysquatch", "This Mortal Soil" und auch "Pendelous Skin" praktiziert wird, ist nicht von schlechten Eltern. Nicht zu vergessen sind die verträumten ("This Mortal Soil") und emotionalen ("Colony Of Birchmen") Chöre, die einige Songs zu besonderen Perlen machen.

Einer der für mich schönsten Momente auf "Blood Mountain" ist für mich der, wenn man der Eishölle ("Siberian Divide") entronnen ist, völlig erschöpft auf dem blutigen Hügel niedersackt und die wunderbare Musik von "Pendelous Skin" mit dem herrlichen Solo in den Ohren erklingt. Dann weißt Du, dass Du es geschafft hast, denn der verdammte Berg und seine Lakaien haben in dir ihren Meister gefunden. Das auf einer Reise allerdings auch viel schief gehen kann, dürfte jeder wissen. So auch auf dieser. "Hunters Of The Sky", "Hand Of Stone", "This Mortal Soil" und "Siberian Divide" sind mitunter schwere Brocken, die es zu verdauen gilt. Was u.a. auf den auf die Dauer monoton daher dröhnenden Sprech-/Brüllgesang zurückzuführen ist. "Bladecatcher" sticht bei den "schwächeren" Songs besonders vor, ist er schließlich ungefähr so notwendig, wie Sand in der Wüste. Doch so schwer diese Reise auch gewesen sein mag, ist nicht der Weg immer das Ziel?

http://www.mastodonrocks.com ::: http://www.myspace.com/mastodon

Opeth - Ghost Reveries

OPETH (v.l.n.r.):
Peter Lindgren, Per Wiberg, Martin Mendez, Mikael Åkerfeldt, Martin Lopez

ROADRUNNER RECORDS ist äußerst produktiv, was das Abschöpfen der Konsumentenrente anbelangt. Deren Produktpolitik hat die sogenannten "Special-" oder auch "Limited Editions" hervorgebracht. Diese erscheinen circa ein Jahr nach der offiziellen Veröffentlichung eines Albums und enthalten meist Boni wie "Behind The Scenes", "Making Of", "Liner Notes", erweitertes oder auch ein völlig anderes Artwork und/oder auch Bonustracks. Ein "Hurra!" auf die Anglizismen, ein "Buuuh!" auf ROADRUNNERs Produktpolitik. Perfider kann man den Die-Hard-Fan nicht um sein Geld erleichtern. Ironischer Weise ist dieser Plan bei mir aufgegangen, da ich mich zu selbigen zähle. Allerdings bereue ich den Verkauf meiner "normalen" "Ghost Reveries"-CD nicht, da es hier "value for money" gibt.

Die Liste an Extras ist lang und lobenswert, denn der Fan kriegt das, was er verlangt: Mehr Opeth für mehr Geld. Angefangen beim DEEP PURPLE-Cover "Soldier Of Fortune", einem neuen Album Cover, welches wie ein in der Hosentasche herumgeschleppter Leder Einband aussieht, über zusätzliche hervorragende Illustrationen von Travis Smith bis hin zu dem 24-Seiten starken Booklet. In welchem neben den Songtexten, Bildern und Danksagungen nun auch persönliche Anekdoten von Mikael Åkerfeldt vorzufinden sind. Ein großes Schmankerl bildet auch die DVD, welche neben einem 5.1 Mix von "Ghost Reveries" und der geschnittenen (auf einer DVD?) Version von "The Grand Conjuration" außerdem einen circa 40 minütigen Einblick in den Studio- und Tour Alltag von Opeth gibt. Interessant ist, dass Lopez' angeschlagene Gesundheit während der Arbeit am Album und zu dessen Tour Erwähnung findet, welcher 2006 offiziell durch Martin Axenrot ersetzt wurde.

Die zweit schönste Sache an Opeth sind nach der Musik die Texte. Auch wenn Herr Åkerfeldt behauptet hat, dass dies kein Konzept Album sei, lässt sich dennoch ein Konzept ausmachen. Ich möchte und kann auch gar nicht zuviel verraten von dieser Geschichte, aber es geht grob gesagt um folgendes: Den inneren Konflikt eines Menschen, welcher seine Mutter umgebracht hat, während er/sie besessen war. Jeder einzelne Song wird mit einem Bild passend zur Thematik porträtiert und entfaltet sein Potenzial am meisten, wenn man die jeweiligen Texte dazu mitverfolgt. Und am auch wirklich jedes Detail der abwechslungsreichen Songs zu erfahren, empfehle ich "Ghost Reveries" über Kopfhörer zu genießen.

Die durchschnittlich acht Minuten langen Songs brillieren durch die besondere Atmosphäre, die in jedem Song "mitschwebt". Da sind zum einen die wütenden Riff- und Double Bass-Attacken, die durch Mikaels' unverkennliche Growls an zusätzlicher Härte gewinnen ("Ghost Of Perdition", "The Baying Of The Hounds", "The Grand Conjuration"). Zum anderen völlig entspannte, "Jam Session"-artige Momente ("Beneath The Mire", "Atonement"), bei denen Mikaels' klares Singorgan einem einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt ("Hours Of Wealth", "Isolation Years", "Soldier Of Fortune"). Doch lassen sich all diese Punkte nicht von einander abgrenzen, da sie in den Songs zu einer Einheit verschmelzen. Stimmt, ziemlich schwammig beschrieben. Darum sollte man es vorzuziehen, sich selbst ein Bild zu machen (legale Möglichkeiten zum Reinhören weiter unten).

Zu bemängeln habe ich an "Ghost Reveries" lediglich eines: "The Grand Conjuration" wirkt manchmal etwas eintönig und unnötig in die Länge gezogen auf mich. Allerdings tritt dieser Höreindruck nur in unregelmäßigen Abständen in Erscheinung, weswegen man diesem Kritikpunkt nicht weiter Beachtung schenken sollte. Mein Fazit: Ein anfangs schwer zugängliches Album, welches aber durch wunderbar heftige und ruhige Momente mich zu einem echten Fan der Band gemacht hat und damit eine der bedeutendsten Platten aus dem Jahre 2005 für mich ist.

http://www.opeth.com ::: http://www.myspace.com/opeth

Machine Head - The Blackening

MACHINE HEAD (v.l.n.r.):
Adam Duce, Robb Flynn, Dave McClain,Phil Demmel

Ich darf mich zwar nicht mit dem Titel des "First-Day-Buyers" (Am 24. März gekauft, Mist!) schmücken, doch scheint mir "Besitzer von einem Stück Musik-Geschichte" auch ganz gut zu stehen. Ziemlich große Töne, die ich hier spucke, doch es ist nun mal Fakt, dass bezüglich dieses Albums die Kirche weit außerhalb des Dorfes steht. Womöglich am Ende der Welt. Machine Head haben erst seit dem Hype um dieses Album mein Interesse geweckt, darum habe ich auch keine Vergleichsmöglichkeiten zu ihrem bisherigen musikalischen Schaffen. Doch muss man diese denn überhaupt haben? Ich denke nicht, denn gute Musik ist gute Musik. Darum werde ich meine Meinung zu diesem ausgezeichneten Album, welches auf den Namen "The Blackening" hört, nun kund tun. (Ich besitze übrigens die Standard-Variante des Albums, ein Bonustrack und ein Making Of des Albums sind meiner Meinung nach nicht nötig. Das Cover von "Battery" ist killer, keine Frage. Doch hat es für mich nichts zwischen dem neuen Material zu suchen, und ein Making Of sehe ich mir eh nur einmal an.)

Lange ist es her, dass ich ein Album erst nach dem offiziellen Erscheinen gehört habe. Die Marketing-Maschine von Roadrunner hat einiges dazu beigetragen und die beiden vorher veröffentlichten Songs "Aesthetics Of Hate" und "Now I Lay Thee Down" ihr übriges. So kam ich seit langem wieder in den Genuss des schwer beschreiblichen Gefühls, ein Album "zum ersten Mal" zu sehen, zu halten und zu hören, welches einem großen Teil der heutigen Jugend vergönnt sein dürfte (Diverse File-Sharing-Programme lassen grüßen.)

Obwohl ich vom musikalischen Schaffen vor "The Blackening" unbeeinflusst bin, weiß ich dennoch, dass dieses Album Cover aus der Reihe fällt. Was unter anderem nicht nur an der monochromen Farbgestaltung des Covers, sondern auch an den sonderbaren Zeichnungen liegen dürfte. Totenschädel hier, Made da, Kreatur dort. Sehr hübsch, und passt sogar zur Atmosphäre des Albums. Welche sich mit folgenden Attributen gut umschreiben lässt: Wütend, episch, melancholisch und ziemlich angepisst.

Textlich gesehen wird hier nicht mit Ohrfeigen und sogar fiesen Tritten in die Magengrube gespart. Die Opfer: Idiotische Journalisten ("Aesthetics Of Hate"), die Regierung ("Clenching The Fists Of Dissent"), das Christentum ("Halo") und auch Diskriminierung ("Slanderous"). Diese Seitenhiebe sind direkt und persönlich, aber trotzdem nicht plump und einfallslos ausgefallen. 

Musikalisch wird die komplette Bandbreite modernen Metals geboten. Sei es die ruhige, akustische Einleitung des Albums ("Clenching The Fists Of Dissent") und dem wunderschönen, ruhigen Beginn von "A Farewell To Arms", tonnenschwere Riffs ("Beautiful Mourning"), unglaubliche Soli ("Halo"!!), herzzerreißend melancholische Chöre ("Halo", "A Farewell To Arms") und super schnelle Gitarrenleads ("Wolves").

Doch ist nicht alles Gold, was glänzt. Das wissen wir spätestens seit Metallica's "Load". Aber in diesem Fall ist es weit weniger kritisch. Mir fällt wenig negatives auf, was der Beschreibung dessen wert ist. So zum Beispiel der Gesang von Herrn Flynn, welcher perfekt zu jedem Song und deren Momenten passt, aber dennoch etwas facettenreicher hätte ausfallen können. Wäre es nach mir gegangen, hätte auch "Clenching The Fists Of Dissent" ein "schnelleres" Ende gefunden. Eine Minute Riffs die gaaaanz langsam ausgeblendet werden muss nicht sein und ziehen den Song nur unnötig in die Länge. Außerdem finde ich "Wolves" ganz schön sperrig, aber vielleicht legt sich das nach mehrmaligem Hören noch.

All dies macht "The Blackening" zu meinem persönlichen Garanten auf den Titel "Album des Jahres 2007", wenn nicht sogar die Jahre darüber hinaus. Hier wird auf erfrischende Art und Weise das praktiziert, was in der Zeit zwischen "Master Of Puppets" und diesem Album passierte. Was für den Gläubigen sein Gott ist, sollte für den Metalhead "The Blackening" sein.

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THE BLACKENING E-CARD